29. August 2024 Nachhaltigkeit und Immobilien
Nachhaltigkeit ist heute ein zentrales Thema in nahezu allen Wirtschaftsbereichen – und die Immobilienbranche bildet hier keine Ausnahme. Doch was genau bedeutet Nachhaltigkeit in diesem Kontext? Häufig wird sie mit umweltfreundlichen Maßnahmen wie Abfalltrennung oder der Reduktion von Flugreisen in Verbindung gebracht. In der Immobilienbranche jedoch ist sie weitaus komplexer und bietet zudem auch ökonomische Vorteile. Die Frage, die sich dabei stellt: Kann Nachhaltigkeit in Immobilienprojekten wirtschaftlich rentabel sein?
Warum in nachhaltige Immobilien investieren?
Das gestiegene Interesse an nachhaltigen Immobilien kommt sowohl von Investoren als auch von Nutzern. Doch warum lohnt es sich, in diese Art von Gebäuden zu investieren, und welche Vorteile bieten sie?
Leichtere Vermietung und höhere Verkaufserlöse: Nachhaltige Immobilien lassen sich oft einfacher vermieten und verkaufen. Die Verkaufswerte können bis zu 30 % höher liegen, während auch Mieteinnahmen um bis zu 10 % ansteigen können.
Kostenersparnisse bei Instandhaltung und Energie: Durch effizientere Energienutzung lassen sich langfristig Betriebskosten deutlich senken, was nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel zugutekommt.
Verbesserter Komfort und Sicherheit: Nachhaltige Gebäude zeichnen sich durch bessere Dämmung und ein stabiles Raumklima aus. Dies sorgt nicht nur für höheren Wohnkomfort, sondern fördert auch die Gesundheit und Sicherheit der Bewohner.
Neben den wirtschaftlichen Anreizen wächst der Druck durch gesetzliche Vorgaben. Internationale Ziele wie die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zwingen die Branche, die Energieeffizienz und Ressourcenschonung stetig zu verbessern. In vielen Ländern sind Immobilienbesitzer bereits zur Offenlegung von Energiekennzahlen verpflichtet – so wie in Österreich, wo ohne einen gültigen Energieausweis keine Immobilientransaktion erfolgen kann.
Ein Blick auf die Historie
Die Wurzeln nachhaltiger Immobilien liegen rund 30 Jahre zurück. Damals entstanden die ersten Zertifizierungssysteme, um die Umweltauswirkungen im Immobiliensektor zu verringern. Labels wie LEED (USA) und BREEAM (Großbritannien) führten die Bewegung an. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine Vielzahl lokaler und internationaler Standards, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit bewerten – von der Energieeffizienz bis hin zum sozialen und wirtschaftlichen Einfluss eines Gebäudes.
Der Wandel zur ganzheitlichen Nachhaltigkeit
Heute geht es in der Immobilienbranche längst nicht mehr nur darum, ökologische Auswirkungen zu minimieren. Moderne Nachhaltigkeitslabels verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft – miteinander verbindet. Dies umfasst auch Aspekte wie Gesundheit, Mobilität und die Flexibilität von Räumen. Proaktive Maßnahmen, etwa die Bereitstellung von Fahrradabstellplätzen oder der Einsatz von nachhaltigen Baumaterialien, fördern zusätzlich eine positive ökologische Bilanz.
Wie wird Nachhaltigkeit gemessen?
Für viele Unternehmen ist Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil ihrer Strategie. Diese wird häufig anhand von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) gemessen, welche ökologische und soziale Standards sowie eine gute Unternehmensführung berücksichtigen. Obwohl zahlreiche Nachhaltigkeitslabels existieren, ist eine internationale und einheitliche Bewertung oft schwierig, da lokale Besonderheiten berücksichtigt werden müssen. Um eine objektive Vergleichbarkeit zu schaffen, wurde der Global Real Estate Sustainability Benchmark (GRESB) eingeführt. Dieses System bewertet die Nachhaltigkeitsleistung von Immobilienportfolios weltweit nach den ESG-Kriterien und ermöglicht es, verschiedene Portfolios miteinander zu vergleichen – unabhängig von der geografischen Lage oder der Größe des Bestands.
Nachhaltigkeit als Chance
Die Zeiten, in denen Nachhaltigkeit als reines Marketing-Instrument oder teure Zusatzmaßnahme galt, sind vorüber. Nachhaltigkeit ist zu einem zentralen Faktor in der Immobilienwirtschaft geworden – und das nicht nur aus moralischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Investitionen in nachhaltige Gebäude sind nicht nur gut für die Umwelt, sie bieten auch handfeste ökonomische Vorteile. Nachhaltigkeit betrifft jedoch nicht nur große Unternehmen oder Regierungen. Auch jeder Einzelne kann durch bewusstes Verhalten im Alltag einen Beitrag leisten. Nachhaltigkeit endet nicht beim Bau eines Gebäudes – sie setzt sich im täglichen Wohnen und Leben fort.